Nach der Aufregung um Googles geplante Änderungen an der Plugin-Schnittstelle rudert der Konzern zurück – zumindest teilweise. Viele Addon-Entwickler befürchteten, dass die neue API (Application Programming Interface; Programmierschnittstelle) viele Erweiterungen unbrauchbar machen könnte. Vor allem Adblocker würden in Chrome nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr funktionieren. Devlin Cronin, einer der Chrome-Entwickler, hat die Pläne nun präzisiert.
Adblocker in Chrome – Google verunsichert nicht zum ersten Mal
Nicht zum ersten Mal hat Google die Entwickler von Werbefiltern verunsichert. 2018 hatte das Unternehmen angekündigt, einen eigenen Adblocker in Chrome einbauen zu wollen. Der Suchmaschinenriese erwirtschaftet weite Teile seines Umsatzes mit Online-Werbung, sodass der Verdacht aufkam, er wolle den Werbemarkt noch stärker kontrollieren. Die aktuellen Änderungspläne sorgen für ähnliche Befürchtungen.
Ursprünglich war geplant, die Filtermöglichkeiten der Plugin-API stark einzuschränken und nur noch das Filtersystem von Adblock Plus zuzulassen. Das ist ausgerechnet jener umstrittene Werbefilter, der sich für die Freischaltung bestimmter Anzeigen bezahlen lässt. Auch Google gehört zu den Kunden des Adblock-Plus-Herstellers Eyeo. Entwickler anderer Werbeblocker hatten Google vorgeworfen, den Einsatz alternativer Adblocker in Chrome verhindern zu wollen.
Das Problem mit den Erweiterungen
Wie Devlin Cronin nun schrieb, sei es aber nie das Ziel gewesen, Inhaltsfilter und Adblocker in Chrome auszuhebeln. Cronin stellte jedoch auch klar, dass die gegenwärtige Plugin-Schnittstelle überarbeitet werden muss. Die jetzige webRequest-API sei veraltet, verschwende wertvolle Ressourcen und erlaube vielfältige Missbrauchsmöglichkeiten. Im Sinne der Sicherheit, des Datenschutzes und der Privatsphäre sei sie nicht länger hinnehmbar.
Erweiterungsschnittstellen sind grundsätzlich schwierig zu programmieren. Die API muss viele Funktionen und Zugriffe auf Datenstrukturen bereitstellen, um nützliche Plugins zu ermöglichen. Gleichzeitig darf sie nicht zu freizügig sein. Je umfangreicher und tiefer Erweiterungen wie Adblocker in Chrome eingreifen dürfen, desto wahrscheinlicher sind Sicherheits- und Stabilitätsprobleme.
Adblocker in Chrome: Die neue Schnittstelle ist noch in der Planungsphase
Cronin hat noch einmal herausgestellt, dass die Entwicklung der neuen declarativeNetRequest-API noch nicht abgeschlossen sei. Tatsächlich haben die Programmierer einige der umstrittensten Einschränkungen bereits gelockert. Es wird also auch weiterhin möglich sein, andere Werbefilter zu verwenden – sie müssen nur umgeschrieben werden. Gleichwohl kann sich Google ein Blockieren alternativer Adblocker in Chrome gar nicht erlauben. Werbefilter sind viel zu beliebt und der Konzern würde eine Massenabwanderung zu Firefox riskieren, wenn sie ihren Nutzern die Werbeblocker wegnehmen.